Braindump #7: Handeln macht Sinn

Sind Sie manchmal irritiert über das Verhalten Ihrer Kolleginnen und Kollegen? Fragen Sie sich, was Menschen zu bestimmten Handlungen motiviert? In solchen Situationen hat mir der Glaubenssatz „Handeln macht Sinn“ geholfen, den ich in meiner Ausbildung zum Systemischen Coach kennengelernt habe. Ich beziehe ihn hier auf das Verhalten anderer Menschen und konkretisiere ihn zu: „Das Handeln anderer Personen macht aus deren Sicht Sinn.“

Was soll das bedeuten? In der systemischen Beratung wird oft die Metapher der „Inneren Landkarte“ verwendet. Sie verdeutlicht, dass jede Person ihre individuelle Sicht auf die Welt hat, geprägt von persönlichen Erfahrungen, Werten und Glaubenssätzen. Jeder Mensch hat seine individuelle innere Landkarte, auf deren Basis Handeln Sinn ergibt. Mich beispielsweise hat stark geprägt, dass ich als Kind früh selbstständig werden musste. Daraus erwuchsen meine Bedürfnisse nach Freiheit und Autonomie. U.a. diese Bedürfnisse finden in meinen Handlungen ihren Ausdruck.

Mittlerweile bin ich überzeugt, dass auch konträre Meinungen nebeneinander existieren und aus individueller Perspektive wahr sein können. Ein Beispiel: Zwei Personen betrachten eine weiß gestrichene Wand. Eine sagt: „Die Wand ist hell.“ Die andere: „Die Wand ist dunkel.“ Die zweite Person mag durch einen großen Scheinwerfer geblendet sein, sodass alles außerhalb des Lichtkegels dunkel erscheint.

Ein Beispiel aus meiner Erfahrung: Ich arbeitete mit einer Kollegin zusammen, die in Meetings stets sehr handlungsorientiert auftrat und nach kurzer Diskussion sofort Maßnahmen vereinbaren wollte. Obwohl ich selbst ein Verfechter des frühen Handelns bin, erschien mir dies nicht immer zielführend und irritierte mich. Später erfuhr ich, dass die Kollegin in Teilzeit arbeitete und ihre Zeit fast ausschließlich in Online-Meetings verbrachte. Ihr Verhalten ergab plötzlich Sinn: Sie hatte schlicht keine Zeit, in Ruhe über nächste Schritte nachzudenken.

Bedeutet das nun, dass im beruflichen Kontext jedes Verhalten akzeptabel ist, weil es immer Sinn macht? Natürlich nicht. Vor dem Hintergrund konkreter Ziele lassen sich Verhaltensweisen als zielführend oder nicht zielführend einordnen. Ein weiteres Beispiel: Ein Mitarbeiter, der Meetings durch Zwischenrufe stört, lebt möglicherweise sein Bedürfnis aus, gehört zu werden. Im Kontext eines ergebnisorientierten Meetings sind solche Störungen jedoch kontraproduktiv.

Fazit: Der Glaubenssatz „Handeln macht Sinn“ ermöglicht einen wertvollen Perspektivwechsel. Er hilft uns, auf das Verhalten anderer gelassener zu reagieren. Natürlich gelingt das nicht immer – aber immer öfter.

Wie schauen Sie auf diesen Glaubenssatz?